Wie ich als introvertierter Mensch versuche mit Trauer umzugehen

Wie gehe ich als introvertierter Mensch mit Verlust und Trauer um?

Wie gehe ich als introvertierter Mensch mit Verlust und Trauer um?

Es zieht dir den Boden unter den Füßen weg. Alles kommt zum Stillstand. Dir kreist nur ein Gedanke im Kopf herum: „Warum?“. Aber auf die Frage wird man oft keine Antwort finden. Denn wenn jemand verstirbt ist das einfach so. Für dich ist nichts mehr wie zuvor — weil ein wichtiger Teil fehlt. Aber die Welt dreht sich trotzdem weiter. Wie kann man damit umgehen? Wie gehe ich als introvertierter Mensch mit Verlust und Trauer um? Eine schwierige Frage.

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Wie kommst du dazu, darüber zu schreiben, wenn du doch nicht persönlich betroffen bist?

Wirst du dir vielleicht denken. Ja, ich kann dankbar sein, dass beide meine Eltern noch am Leben sind. Doch als ich noch jünger war musste ich meine Großeltern väterlicher- und mütterlicherseits verabschieden. Wie es bereits Michaela Kühn geschrieben hat „[…] eine Situation, durch die jeder von uns durch muss[…]“.

Und doch ist die Trauer, mit der ich mich in den letzten Wochen, jetzt und auch noch eine ganze Zeit auseinandersetzen werde, weitaus intensiver. Gut möglich das es daran liegt, dass der Betroffene der Mensch ist, der mir am meisten bedeutet. Liebe hat nicht nur die Kraft, positive Emotionen zu verstärken. Sie kann das leider auch mit den traurigen Momenten im Leben.

Selbst unsere Kater verstehen uns nicht mehr, da wir in den merkwürdigsten Momenten mit dem Weinen anfangen. Dennoch ist es schön, vom Schnurren getröstet zu werden … aber ich schweife ab.

Introvertierte Menschen, Emotionen und die Trauer

Als introvertierte Menschen spüren und erleben wir Emotionen etwas stärker als unsere extrovertierten Zeitgenossen. Oder um es treffender zu formulieren:

Wir erleben Gefühle in uns intensiver, da wir uns mit ihnen in unserem Inneren auseinandersetzen. Und das lange und intensiv. Was natürlich nicht immer die beste Idee ist. ;-)

Und auch wenn das Alleinsein für introvertierte Menschen die meiste Zeit eine feine Sache ist. So ist es doch während der Trauerzeit ziemlich anstrengend. Die eigene Gedankenwelt hindert dich dann am Schlafen und manchmal auch daran, dein Leben zu leben.

Wie versuche ich also damit umzugehen?

4 Methoden mit denen ich versuche, aktiv zu trauern

Im Folgenden ein paar Methoden und Möglichkeiten, mit deren Hilfe ich versuche, mich mit meiner Trauer auseinanderzusetzen, sie zu verarbeiten und sie auch ein Stück an mich heran zu lassen.

Jeder Mensch trauert unterschiedlich. Und das ist gut so. Ich beschreibe hier bewusst nur meine Eindrücke. Wenn du andere Methoden, Möglichkeiten oder Tipps nutzt, schreib sie mir gerne in die Kommentare.

Viel Zeit mit engen Freunden verbringen

Umgeben sich introvertierte Menschen nicht ungern mit vielen Menschen? Das ist nur halb richtig. Ja, vor großen Menschenmassen nehme ich reiß aus. Ich umgebe mich gerne mit Menschen, von denen ich weiß, dass sie ähnlich ticken oder zumindest ähnliche Interessen haben.

Lade ich alle unsere engen Freunden zu uns nach Hause ein, wird es kuschelig — und unsere Kater haben was zum gucken. ;-)

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In diesem Kreis von Menschen entleeren sich meine Batterien sehr langsam und ich kann den Austausch mit ihnen genießen. In der jetzigen Trauerphase gehe ich vielen Veranstaltungen aus dem Weg.

Ein Treffen, das wir seit mehreren Monaten schon geplant haben — Terminkoordination wird mit zunehmenden Alter immer schwieriger ;-) — hatten wir nicht abgesagt. Wir haben uns sogar eher darum bemüht, dass der Termin unbedingt stattfindet.

Den Grund dafür hab ich eigentlich bereits genannt: Weil der Austausch und die Nähe lieber Freunde gut tut. Sie ist Balsam für die Seele. Die Trauer bleibt. Aber zu wissen, wer und was dein Leben so lebenswert macht, lässt dich Kraft tanken, die du für den Alltag und die Arbeit nutzen kannst.

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Viel Zeit mit Vierbeinern verbringen

Es erstaunt mich immer wieder, wie gut Tiere die Emotionen von uns Menschen verstehen. Jedes Mal, wenn ich einen Anflug von Beklommenheit oder Trauer spüre, merken das unsere beiden Kater. Dann wird gekuschelt. Danach fühlt es sich besser an.

Gewissermaßen teilen wir die Trauer mit unseren Haustieren.

Zwar können uns die beiden keine guten Ratschläge oder Tipps geben. Aber ich glaube, es ist ihre Anwesenheit — ihr Dasein — die meine Emotionen beruhigt und mehr Klarheit schafft. Und die Klarheit braucht es für den Alltag und die Arbeit.

Ein weiterer Pluspunkt ist natürlich das Schnurren. ;-) Es gibt kaum etwas, das mehr Stress abbaut.

Und ja liebe Hundebesitzer: Hunde sind auch tolle Tiere.

Viel Zeit mit sich selbst verbringen

Ich nenn‘s auch gerne „Einigeln“. Die Tür zu machen. Die Welt draußen lassen. Einen Kaffee trinken. Sich vor ein Fenster plumpsen lassen und einfach eine Weile hinausschauen und die Gedanken schweifen lassen.

Nicht denken kann ich auch mit Meditation erreichen.

Das tue ich gerne regelmäßig. Aber dem Kopf und den Gefühlen einfach den Raum zu geben, bewirkt in vielen Fällen — bei mir — ähnliches.

Vielleicht ist es das Loslassen und die damit verbundene Freiheit, für einen Moment nicht zu denken und keine Entscheidungen zu treffen. Einfach sein. Mit der Umwelt. Mit mir selbst.

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Viel Zeit mit anderen Aktivitäten verbringen

Es gibt hunderte Dinge, die man im Alltag erledigen kann. Hobbies und Ideen, die man in Angriff nehmen kann. Projekte, die man nicht länger aufschiebt, sondern endlich umsetzt.

Die Umstände und die Trauer geben mir auch eine Chance und sie machen mir wichtige Dinge bewusst:

Ich lebe nur einmal.

Es gibt nur eine geringe Zahl an Chancen und Möglichkeiten, die man in seinem Leben erhält. Nehme sie dir oder sie ziehen an dir vorbei. Den Chancen ist es egal, ob du sie nutzt oder ob sie von jemand anderem ergriffen werden.

Einen alten Beitrag endlich aktualisieren. Endlich neue Formate und Ideen für das eigene Blog ausrollen. Projektideen für das kommende Jahr sammeln. Den Mut haben, einfach noch mehr „Ich“ zu sein.

Trauer und Verlust können auch ein Geschenk sein.

Das Geschenk, das eigene Leben im vollsten Umfang ohne Angst leben zu können.

Trotz Ablenkung ist die Trauer noch Teil meines introvertierten Lebens

Völlig abstellen lassen sich die traurigen Gedanken nicht. Sie kommen immer dann, wenn eigentlich alles gut läuft. Trauer verkleidet sich bei mir gerne als Zweifel, Zukunftsängste oder Beklommenheit.

In diesen Momenten versuche ich einen meiner vier Wege zu nutzen, um mich entweder abzulenken oder mich in den genannten Formen mit der Trauer auseinandersetzen. Sei es, dass ich die Energien umlenke oder einfach zulasse.

Als (introvertierter) Mensch habe ich die Wahl, wie ich mit der Trauer umgehe und wie viel sie von meiner Zeit haben darf.

Alles, was es braucht, ist eine bewusste Entscheidung.

Wie gehst du mit Trauer um? Was tust du, wenn Trauer deinen Alltag und deine Arbeit beeinträchtigt?

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