Warum Warten nicht zur Gewohnheit werden sollte

Doch nicht jede Art von Warten macht Sinn. Und einige sollten erst gar nicht zur Gewohnheit werden.

Doch nicht jede Art von Warten macht Sinn. Und einige sollten erst gar nicht zur Gewohnheit werden.

Klack. Klack. Klack. Wenn sich meine Finger im Takt mit dem Sekundenzeiger meiner Armbanduhr bewegen kann das nur eines heißen: Ich warte. Wartezeiten gibt es viele in meinem — vielleicht auch in deinem — Leben. Doch nicht jede Art von Warten macht Sinn. Und einige sollten erst gar nicht zur Gewohnheit werden.

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Wir warten auf unsere Liebsten, wenn wir sie vom Bahnhof abholen. Wir warten auf einen Zug, wenn dieser Verspätung hat, Wir warten mit dem Auto im Stau, wenn es irgendwo mal nicht weitergeht. Wir warten, warten, warten!

Manchmal hab ich das Gefühl, dass mein ganzes Leben nur aus warten besteht. Aber es ist bei weitem nicht mehr so schlimm wie früher. Warum? Weil ich einige Wartezeiten bewusst gekürzt oder gänzlich abgeschafft habe. :-)

Nein, ich hab mir keinen Chauffeur angeschafft und mit Blaulicht fahre ich auch nicht. Ich meine eine ganz andere Art von Warten.

Im Folgenden Beitrag erkläre ich dir, welches Warten meiner Meinung nach nicht zur Gewohnheit werden sollte, erzähle dir von meinen Erfahrungen und wie ich das eine oder andere Warten abstellen konnte — mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Warten: Gut oder schlecht für uns Menschen?

Schaut man auf duden.de vorbei und sucht nach dem Begriff “warten”, erhält man die folgende Antwort:

a) dem Eintreffen einer Person, einer Sache, eines Ereignisses entgegensehen, wobei einem oft die Zeit besonders langsam zu vergehen scheint.

b) sich, auf jemanden, etwas wartend (1a), an einem Ort aufhalten und diesen nicht verlassen.

c) etwas hinausschieben, zunächst noch nicht tun.

Klingt im ersten Moment nicht sehr positiv, oder? Warten dauert. Während dieser Zeit passieren um uns herum so viele andere Sachen. Dinge, die wir unter Umständen verpassen, eben weil wir so viel gewartet haben.

An den Tagen, an denen ich besonders viel warten muss, fühle ich mich manchmal unproduktiv und unwohl. ‘Was hätte man heute nicht alles machen können!’ ist dann ein häufiger Gedanke.

Dann gab es früher vermehrt die Stunden, in denen meine Stirn in Falten lag und sich meine Gedanken ständig im Kreis drehten. ‘Warum ist das passiert? Warum ist das nicht passiert? Warum meldet sich niemand? Hab ich was falsch gemacht?’

Genau das sind die Wartezeiten im Leben, auf die ich gut verzichten könnte. Sie als Angewohnheit zu haben, macht nicht glücklich — auch nicht gesund, eher das Gegenteil. Solche sinnlosen Wartezeiten halten uns auf, blockieren uns innerlich, machen uns kraftlos

Warten auf Bestätigung

Immer auf die Anerkennung oder Bestätigung anderer Menschen zu warten ist nicht gut. Vor allem wenn man das Gefühl hat, dass man diese Bestätigung braucht, um sich vollständig zu fühlen.

Unschön, denn wenn man — ausschließlich — auf sein Umfeld zählen muss, ist man von ihm abhängig. Das kann dazu führen, dass das eigene Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein sinken.

Ein weiterer negativer Effekt: Man kann anfällig für Manipulationen werden. Mitmenschen die wissen, dass man Angst davor hat, keine Bestätigung von ihnen zu erhalten, fühlen sich dann im Vorteil.

Ein Teufelskreis entsteht: Man gewöhnt sich daran, dass die eigenen Entscheidungen ständig bewertet werden. Und die Mitmenschen üben ständigen Druck aus — zumindest fühlt es sich so an.

Wie kann man aufhören auf Bestätigung zu warten?

Statt sich andauernd Sorgen darüber zu machen, was der Rest der Welt von einem denken könnte, ist es besser an sich zu denken. Versuch dir selbst zu gefallen und stolz auf dich zu sein. Der Vorteil: Wer selbst mit sich zufrieden ist und sich gut fühlt, ist ein Gewinn für jedes Umfeld.

Wer auf Bestätigung anderer Menschen wartet, versucht Kontrolle zu gewinnen und zu behalten. Die Gedanken anderer lassen sich aber nicht kontrollieren — und man kann nicht jeden von seinem Tun überzeugen. Zu verstehen, dass es immer jemanden geben wird, der ein andere Auffassung hat, ist ernüchternd — macht aber auch vieles leichter.

Das zu tun, was die Gruppe als wichtig erachtet, macht auf Dauer auch nicht unbedingt glücklich. Vor allem dann nicht, wenn man ständig gegen seine eigenen Werte handelt. Ja, wir schwimmen gerne mit dem Strom — dann ist vieles einfacher. Aber man verliert mit der Zeit seine Persönlichkeit und die eigene Entscheidungsfreiheit. Blöd. Sich darauf zu konzentrieren, was man selbst für richtig erachtet, ist der bessere Weg.

Warten auf (falsche) Freunde

Sie ziehen einen runter. Sie nutzen einen aus — ohne das man es merkt. Oder sie reden schlecht hinter dem eigenen Rücken — einfach so. Wenn mit einer Freundschaft etwas nicht stimmt, dann kann sich das unter Umständen auf die genannte extreme Art und Weise äußern.

Manchmal ist es aber weniger extrem. Solche (falschen) Freundschaften ziehen sich dann oft über Jahre und rauben einem die Energie.

Auf solche Freunde zu warten zieht zusätzlich Energie: Man meldet sich immer zuerst beim anderen, man bleibt mit der Organisation von gemeinsamen Aktivitäten alleine, wenn man ein Ohr braucht sind sie nicht greifbar oder nicht zu sprechen, muss man ihnen ständig — kostenlos — helfen, umgekehrt wird diese Hilfestellung aber nie angeboten.

Aber: Es ist okay, eine Freundschaft oder Beziehung zu beenden, die einen belastet und nicht gesund für einen ist!

Ich habe mich mit einem Menschen eine Zeit lang gut verstanden. Den Austausch mit der Person habe ich sehr geschätzt. Doch nach einem gemeinsamen Projekt war plötzlich Funkstille. Keinerlei Reaktionen auf Nachrichten, Ideen oder Anfragen. Das Warten auf diese Person hat mir wahnsinnig viel Energie gezogen. Ich war verletzt und habe mich ausgenutzt gefühlt. Eine Freundschaft beruht immer auf Gegenseitigkeit. Mit dem Beschluss, die Person “ad acta zu legen”, ist vieles besser geworden. Diese Blockade zu lösen, war nicht leicht, aber der richtige Schritt. :-)

Wie erkennt man falsche Freunde?

  • Man spricht über sich und die eigenen Probleme: Wie reagiert das Gegenüber? Ein falscher Freund redet nur über sich selbst und hört nicht zu.

  • Behält das Gegenüber geteilte Geheimnisse für sich? Wenn man das Gefühl hat, dass die Person über einen spricht, dann kann es ein Zeichen dafür sein, dass diese nicht vertrauenswürdig ist.

  • Ist die Person nur da, wenn es gerade angenehm ist oder wenn diese einen Nutzen aus der Situation ziehen kann? Echte Freunde nehmen sich die Zeit.

  • Wird man von der Person ermutigt oder verurteilt? Ein guter Freund unterstützt einen und wünscht Erfolg. Ein falscher Freund verursacht Selbstzweifel.

    Woran man falsche Freunde noch erkennen kann: https://de.wikihow.com/Falsche-Freunde-entlarven

Warten auf Entscheidungen

Entscheidungen zu treffen braucht Mut. Aber warum haben wir eigentlich Angst davor Entscheidungen zu treffen?

Bei der Entscheidungsfindung ist Risikovermeidung das größte Paradox. Dinge zu analysieren hilft, unnötige Optionen auszuschließen. Wenn man Entscheidungen treffen will, muss man aber Risiken eingehen.

Denn wenn man eine Entscheidung getroffen hat, sagt man auch “Ja” zu den Konsequenzen.

Mit zu vielen verfügbaren Informationen kann man jede Theorie als richtig oder falsch darstellen.

Die Informationsüberflutung führt daher eher zu Verwirrung als zu Klarheit.

Da man ständig damit beschäftigt ist, alle vorliegenden Informationen zu analysieren, lenkt man sich am Ende selbst von der Entscheidungsfindung ab.

Es bereitet Unbehagen, wenn man weiß, dass eine Entscheidung unerwartete Folgen hat. Unentschlossenheit ruft Angst vorm Scheitern hervor. Man will nicht seinen Ruf oder die jetzige neutrale Ausgangslage aufs Spiel setzen — die Angst kann einen regelrecht taub machen.

Wenn man auf seine Ängste hört, hört man nicht mehr auf seinen Bauch und seinen gesunden Menschenverstand. Die eigene Angst geht von einer Zukunft aus, von der man nicht sicher sein kann, ob sie auch eintreten wird.

You can’t make decisions based on fear and the possibility of what might happen.
— Michelle Obama

Wie trifft man eine Entscheidung?

In dem man aufhört, dauernd nach der richtigen Entscheidung zu suchen. Denn es gibt eigentlich nicht die perfekte Entscheidung. Eine falsche Entscheidung kann zur richtigen Zeit kommen und eine richtige Entscheidung zur falschen Zeit.

Und der beste Zeitpunkt, um eine Entscheidung zu treffen? Der ist jetzt. Ja, es ist sinnvoll, sich Zeit zum Reflektieren zu nehmen. Und man sollte Entscheidungen bewusst treffen. Aber wenn daraus ein unendlicher Prozess wird, man etwas ständig vor sich her schiebt, dann ist das nicht nachdenken und reflektieren, sondern hinauszögern.

Entscheidungen müssen nicht perfekt sein. Das sind sie eigentlich nie. Aber sie müssen getroffen werden. Denn im Gegensatz zur Unentschlossenheit treiben sie das eigene Handeln voran.

Das Ergebnis einer Entscheidung hängt mit der Entscheidung nur bedingt zusammen. Vielmehr kommt es auf die Überzeugung und die Unterstützung für die jeweilige Veränderung, die dahinter steht, an.

The outcome of most decisions relies more on the support and conviction behind it than on the decision itself.
— Gustavo Razzetti, Founder Liberationist

Darauf warten zu leben

Es gab Tage, da habe ich meine Bettdecke über den Kopf geworfen und bin darunter geblieben. Und dann habe ich nichts getan. Man könnte sagen, ich habe einfach entschieden für eine Weile nicht zu leben. War es mir zu viel? War es mir zu wenig?

Das lässt sich jetzt natürlich schwer sagen, aber ich glaube, ich hatte einfach Angst. Angst davor zu leben. Zum Glück ist das heute nicht mehr. Denn jeder Tag für sich ist schon sehr lebenswert — und wer weiß, wie viele ich davon noch habe. ;-)

Was habe ich im Vergleich zu damals anders gemacht? Ich habe aufgehört an mir zu zweifeln, hab die Ärmel hochgekrempelt und habe angefangen, Dinge einfach zu machen.

Wie schon beschrieben, gab es einen Punkt, wo ich die Zweifel und das Nichtstun einfach satt hatte. Und dann wurde es mit jedem Tag besser.

Zufriedenheit hole ich für mich durch die Dinge, die ich schreibe, male, für meine Kunden erarbeite und durch die Zeit, die ich mit meinem Ehemann — und unsere beiden verrückten Kater — und unseren Freunden verbringen und genießen darf.

Darauf zu warten, dass das Leben von alleine eine glückliche Kehrtwende nimmt oder plötzlich etwas Positives passiert, ist frustrierend. Denn von selbst wird sich nichts verändern. Wir sind es, die die Veränderung angehen und umsetzen müssen. Die Entscheidung, mein Leben zu Leben, wie ich es für richtig halte, konnte niemand für mich treffen. Das hab ich ganz alleine gemacht.

Ja, das hat mir Angst gemacht. Gleichzeitig war es aber auch wahnsinnig befreiend.

Dinge, die dabei helfen können, das eigene Leben zu leben

Kontrolle übernehmen — Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man über viele Dinge tatsächlich die Kontrolle hat. Denn wenn man nicht die Kontrolle über sein Leben übernimmt, übernimmt das Leben die Kontrolle. Man muss sich dafür aber auch bewusst entscheiden. Ja, man hat nicht die volle Kontrolle, aber man kann sein Leben dennoch gestalten und beeinflussen.

Wachstum anstreben — Wenn man anstrebt zu wachsen, gibt es keine Einschränkungen nach oben. Das Ziel ist, sich zu verbessern. Es kann einen nichts zurückhalten, weil es immer weiter gehen kann. Um zu wachsen braucht es harte Arbeit, Strategie und Feedback. Vieles ist möglich, wenn man sich anzustrengt.

Neugierig sein — Mit Neugier findet man immer wieder heraus, was man braucht. Neugier überstrahlt auch die Angst vorm Scheitern, da man sich mit etwas auseinandersetzt und somit abgelenkt ist. Neugier macht den Prozess wichtiger als das Ergebnis.

Eine klare Vision haben — Ohne ein Idee von der Zukunft zu haben, landet man schnell dort, wo man eigentlich nicht sein will. Wer will man sein? Welche Ziele will man im Leben erreichen? Wie sieht die eigene Zukunft aus? Mit einem klaren Bild von der Zukunft vor Augen, kann man besser daran arbeiten, diese Ziele auch umzusetzen. Ja, es braucht eine Weile, um Klarheit zu erlangen. Wenn man aber bewusst nach einer Vision oder Idee sucht und weitermacht, dann wird man feststellen, dass das eigene Bild immer klarer wird.

Das Sein ausrichten — Träumen können und tun wir viel. Träume können aber erst real werden, wenn man zur Tat schreitet. Traum darf Traum bleiben. Aber warum sich nicht seine Träume selbst erfüllen?

Mit anderen Menschen zusammenarbeiten — Um weiter wachsen zu können, braucht es aber manchmal noch etwas mehr. Eine weitere Person. Wenn zwei Personen mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen zusammenarbeiten, sind die Möglichkeiten unbegrenzt.

In manchen Situationen im Leben kann das Warten wichtig sein. Warten hilft beim Reflektieren und Nachdenken.

Doch darf man Warten in manchen Situationen auch nicht zur Gewohnheit werden lassen. Ansonsten gehen uns viel zu viele Möglichkeiten verloren.

Wer zu lange wartet, verpasst am Ende das eigene Leben!

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